Großer Andrang beim Thema „Gesundheit“ im Andreasstadel

Von links nach rechts: Dr. Peter Hoffmann, Dr. Andreas Kestler, Dr. Steffen Landgraf, Klaus Emmerich und Dr. Armin Rüger. Fotorechte: Alexander Irmisch-Hergert

27. März 2019

Großer Andrang herrschte am 21.03.2019 im „Wintergarten“ Kinosaal des Andreasstadels kurz vor 19 Uhr. Der Stadtverband der Regensburger SPD hatte zur Filmvorführung des Films „Der Marktgerechte Patient“ mit anschließender Podiumsdiskussion geladen. Insgesamt kamen mehr als 100 Interessierte, unter ihnen auch die ehemalige Oberbürgermeisterin Christa Meier sowie der ehemalige Bürgermeister Walter Annuß. Sogar die designierte Oberbürgermeister-Kandidatin der SPD-Amberg, Birgit Fruth, war extra angereist.

Der Organisator und Moderator des Abends, Dr. Steffen Landgraf, Bildungsbeauftragter des Stadtverbandes, führte zu Beginn in die Gesundheitsthematik ein „Es geht nicht darum, wie viel Gesundheit kostet, sondern wie viel uns – als Gesellschaft – unsere Gesundheit wert ist“. Der kurzweilige Dokumentationsfilm hinterfragte kritisch die Folgen der Einführung des sogenannten Fallpauschalen-Systems 2004 in Deutschland und der stärkeren Ökonomisierung der Krankenhäuser. Die Generierung höherer Fallzahlen und die Erhöhung der Fallschwere sind zwei der zahlreichen Folgen aus der Umstellung.

Im Fokus standen auch die gestiegene Belastung der Mitarbeiterinnen im Gesundheitssystem und der dramatische Verlust der Patientenorientierung. Es zählt nicht mehr, was Patientinnen brauchen, sondern wie viel mit ihnen zu verdienen ist.

Während des Films konnten die Zuschauer Fragen und Gedanken auf kleine Fragekärtchen schreiben, die den Podiumsgästen gestellt wurden. Die Diskussion eröffnete der Landesvorsitzende der Arbeitsgemeinschaft der Sozialdemokratinnen im Gesundheitswesen (ASG), Dr. Armin Rüger aus Sulzbach-Rosenberg. Er meinte, dass zwar das FallpauschalenSystem unter Mitwirkung der Sozialdemokratinnen eingeführt worden sei, dass es aber auch damals schon kritische Stimmen innerhalb der SPD gegeben habe. Dr. Andreas Kestler, Geschäftsführer des Krankenhauses Barmherzige Brüder Regensburg, entgegnete, dass Kliniken immer stärker unter wirtschaftlichem Druck stünden und es eine Frage der Einstufung von Krankenhäusern als Wirtschaftsunternehmen sei, ob und inwieweit kommunale Krankenhäuser zu wirtschaftlichem Profit verpflichtet wären. Extra aus München angereist war Dr. Peter Hoffmann. Er ist nicht nur einer der Vorsitzendes des Vereins Demokratischer Ärztinnen und Ärzte (vdää), sondern gleichzeitig auch Mit-Initiator des “Volksbegehrens gegen den Pflegenotstand an Bayerns Krankenhäusern”. Er schlussfolgerte, dass sich eine untere Grenze bei der Personalverordnung positiv auf die Qualität der Patientenversorgung auswirkt. Das Schlusswort hatte Klaus Emmerich, Vorstand Kommunalunternehmen „Krankenhäuser des Landkreises Amberg–Sulzbach“. Er setzt sich für den Erhalt von Krankenhäusern im ländlichen Raum ein, da sonst die Anfahrtswege zu groß werden und vor allem bei akuten Krisen (z.B. Herzinfarkten) auch lebensgefährlich werden können.

Die Veranstaltung endete erst gegen 22:30 Uhr. Dr. Landgraf führte souverän durch den Abend und resümierte die vielschichtige Diskussion dahingehend, dass zukünftig auf kommunalpolitischer Ebene auf das Thema Gesundheit nicht (mehr) verzichtet werden kann. Der SPD Stadtverband freut sich mit dem Thema einen Nerv getroffen zu haben und will in den nächsten Monaten, auch mit Blick auf die Kommunalwahl 2020, weitere politisch brisante Themen angehen.

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